Was ist "Herrenmoral"
und "Sklavenmoral"?
"Moral" bedeutet noch heute in mancher Beziehung ("Moral der Truppe")
nicht nur Unterordnung, sondern auch Kampfgeist. Über die Moral der "Herren"
früherer Zeit machte sich N keinerlei Illusionen:
Für sie galt nichts anderes als Kampfgeist; sie waren Barbaren, "Bestien",
die ohne Skrupel oder Mitgefühl schwächere Menschen unterwarfen und versklavten.
Wer für seine Herrschaft "Gründe" suchte, machte sich in den Augen dieser
Herren verdächtig, war schon unvornehm
und "angekränkelt". Diese Herren nannten sich "die Guten", weil sie Kraft
und Macht hatten.
Sie unterschieden zwischen "gut und schlecht". Die Unterworfenen,
die Sklaven, nannten natürlich sich selbst "die Guten" und ihre Herren
"die Bösen", unterschieden also zwischen "gut und böse".
Die Befreiungsversuche, die sie unternahmen, waren zum Teil Rebellion
der Tat (Spartakus beispielsweise), zum Teil aber auch Rebellion der Gedanken:
"Der Sklavenaufstand in der Moral" hat für N mit dem Judentum begonnen
und hat im Christentum die Oberhand gewonnen; seit der Französischen Revolution
haben Demokratie und Sozialismus deren Erbe angetreten. Soweit ist alles
klar.
N nun aber als Verfechter der Herrenmoral Gegner der (christlich-demokratischen)
Sklavenmoral anzusehen, das ist eine der häufigsten und fatalsten
Simplifizierungen von Ns Denken.
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