Ist der "Übermensch"
ein Ersatzgott?
Goethe
hat das Wort "Übermensch" mit spöttischer Bedeutung gebraucht. In Ns Werken
ist vom "Übermenschen" fast nur im Zarathustra die Rede. Zuletzt
hat N ihn charakterisiert als Überwinder
des **Nihilismus.
Ns "Übermensch" unterscheidet sich also von normalen Menschen nicht durch
besondere Gehirn- oder gar Muskelmassen oder ein spezielles Immunsystem
(oder sonst etwas Angezüchtetes), sondern eigentlich nur dadurch, dass
er imstande ist, das Leben ohne vorgegebenes Ziel (**"Moral") zu leben
und, statt daran zu verzweifeln, das Leben zu bejahen - "in alle Ewigkeit".
Dies ist für N die Aufgabe des wahrhaftigen, des redlichen und damit des
eigentlich **modernen Menschen. Im Übrigen ist Ns "Übermensch" keinesfalls
das Gegenteil eines "Untermenschen", sondern der Gegentyp des "allzumenschlichen"
und des "letzten" Menschen, in dem wir den Trivialhedonismus des "Konsumidioten"
von heute erblicken können. (Er hat "das Glück erfunden" und "blinzelt",
weil er das Licht nicht erträgt.) Doch hier ist Vorsicht geboten. Der
normale Mensch ist von Zarathustra (dem Verkünder, Vorboten oder Repräsentanten
des "Übermenschen") gleich weit entfernt wie vom "letzten Menschen". Während
dieser eine Karikatur des Zivilisationsmenschen ist (eine glänzende freilich),
ist Zarathustra doch nicht mehr als eine Absichtserklärung, die genau
genommen ins Leere läuft, und ein phantomartiges Wunschbild.
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