Was heißt "Gott
ist tot"?
Für N war es selbstverständlich,
dass jeder Gott - speziell der monotheistische Schöpfergott - immer nur
eine Erfindung des Menschen war und ist. Darin sah N an sich noch nichts
Negatives, denn in seinen Augen ist der Mensch immer ein "Erfinder" (sogar
der "Erfinder
seiner Erlebnisse).
Solange die Idee Gott geglaubt wurde, hat sie Lebenskraft ausgelöst, und
in diesem Sinne "lebte" Gott. Nun ist diese Idee jedoch "unglaubwürdig
geworden", erzeugt keine Kraft mehr, und damit ist Gott "tot". Unter den
Intellektuellen des 19. Jahrhunderts war der Atheismus kein "Ereignis",
sondern eher eine Selbstverständlichkeit.
Ganz anders N: Er bringt den Tod Gottes auf die Bühne, setzt ihn dramatisch
und sinnlich in Szene: man kann den Tod Gottes als Aktion, als Bewegung,
als Kälte, als Lärm und als Verwesung fühlen,
sehen, hören und riechen. Diese Dramatik gibt N die Möglichkeit, das
Ereignis umzuwerten: vom Schrecken in die Freude, in die "Fröhliche Wissenschaft".
Im gleichnamigen Werk erscheint das "Ereignis" im Dritten Buch, geschrieben
1881.
Fünf Jahre später erweitert N das Werk (das zuvor mit dem Auftritt Zarathustras
geendet hat) durch ein Fünftes Buch, betitelt Wir Furchtlosen.
Dieses beginnt mit einer signifikanten Überschrift: "Was es mit unserer
Heiterkeit auf sich hat." Wiederum ist "das größte neuere Ereignis - dass
'Gott tot ist'" ein Drama, in dem die Finsternis
dem Licht weicht.
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